Von den Musikmedien weitgehend ignoriert, meldete sich mit M. WALKING ON THE WATER vor sieben Jahren eine der interessantesten Indie-Rock-Bands Deutschlands in der Szene zurück. Schon kurze Zeit nach der Gründung im Jahr 1986 werden die fünf Krefelder in einem Atemzug neben Bands wie Element Of Crime, Philipp Boa und Poems For Laila genannt. Ende der 80er-Jahre war M. WALKING ON THE WATER sogar in England ein Thema. Sechs Alben und drei Mini-LPs wurden bis 1997 veröffentlicht, dann fiel die Band in einen 15jährigen Dornröschenschlaf. Seit 2011 ist MWOTW wieder sporadisch aktiv. Am kommenden Wochenende stellen die Indie-Folkrocker um Markus Maria Jansen und Mike Pelzer im Reutlinger "Franz K" und in der Ulmer "Hudson Bar" ihr neues Album "Dogma 13" vor.
Als M. WALKING ON THE WATER vor 31 Jahren mit dem ersten selbstbetitelten Album in der Szene auftauchen, gilt ihre Melange aus Folk, Pop und Rock'n Roll als Antwort auf britische Bands wie The Pogues, The Mekons oder The Men They Couldn't Hang. Die aus dem Debüt ausgekoppelte Single "Party In The Cemetery" erweist sich bei den Konzerten als Filetstück im Repertoire und bekommt in England ordentlich Radio-Airplay. Alle erwarten, dass die Band weiterhin auf der angesagten Folkpunk-Welle mitreitet, doch M. WALKING ON THE WATER lassen sich nicht so einfach in diese Stilschublade ablegen.
Die Mini-LP "The Waltz" überrascht Ende 1988 mit sechs Songs, die ausschließlich im Walzer-Takt gehalten sind. Ein eher konzertantes Highlight anstatt pure Partymucke. 1989 wird das zweite Album "Pluto" die "Platte des Monats" im "Musik Express/Sounds". "Intelligente Popmusik für Entdecker und Genießer" schreibt das Magazin dazu.
"Elysian" ist 1991 das Ergebnis eines Major-Deals mit der Plattenfirma Polydor. Der größte kommerzielle Erfolg der Band bringt auch die Single "Poison" hervor, die wochenlang auch über die Grenzen Deutschlands hinaus im Radio gespielt wird. Das etwas härtere Album "Wood" sowie die Mini-LP "Pictures Of An Exhibitionist" folgen. Auf Letzterer überzeugen die Freigeister mit ihrer ureigenen Interpretation von berühmten Rock-Klassikern der Bands Yes, King Crimson, Genesis, Deep Purple, Caravan und Jethro Tull. Songs wie "Child In Time", "Carpet Crawlers" oder "In The Court Of The Crimson King" hatte man so unkonventionell umarrangiert noch nicht gehört. Originell ist auch das Cover dieser 1983 veröffentlichten Tributescheibe, welches ironisch das Artwork von Pink Floyds Meilensteinalbum "Atom Heart Mother" neu auslegt.
Bis 1993 bringen M. WALKING ON THE WATER mehr als 150.000 Tonträger unters Volk, was zu jener Zeit für eine Indie-Rock-Band mehr als beachtlich ist. Mit den Alben "La Louisianne" (1995) und "File" (1997) halten erstmals auch verstärkt elektronische Zutaten Einzug. Nach der Veröffentlichung von "La Louisianne" spielt das Quintett 66 Konzerte ohne Pause auf einer Tour. 1997 verkünden MWOTW, eine Pause einlegen zu wollen. Markus Maria Jansen und Mike Pelzer veröffentlichen in den Folgejahren einige Alben mit den eigenen Seitenprojekt-Bands Jansen und Gloss. Unter dem Namen Orchestre du Pain touren die beiden Bandleader mit dem befreundeten Berliner Musikkabarett Theatre du Pain, wobei auch M. Walking-Songs auf der Setliste auftauchen.
Dann, nach zehnjähriger Pause, steigt im Jahr 2007 das überraschende Comeback-Konzert, von der Wirtin einer Krefelder Szenekneipe eingefädelt. Es macht Spaß und man beschließt, ein paar weitere Sessions zu spielen, die im 2011 veröffentlichten Album "Flowers For The Departed" münden. Schon der mit einem Balken verbundene Kopf auf dem Cover signalisiert: Die Band orientiert sich wieder mehr am folkigen Sound der frühen Jahre.
Auch die vier Jahre später als Download-Single veröffentlichte Version des Visage-Klassikers "Fade To Grey" unterstreicht, dass M. WALKING ON THE WATER immer noch für angenehme Überraschungen gut sind. Ihr neues Studiolbum "Dogma 13" erscheint in diesen Tagen eben mit diesem Song und mit "Enjoy The Silence" von Depeche Mode als weiterer Coverversion. Daneben wurden einige ältere M. WALKING-Songs wie "Party In The Cemetery", "Pluto" oder "Poison" als akustische Neuinterpretationen verewigt. Erhältlich ist "Dogma 13" als Vinyl-LP mit Download-Code. Das lässt eine Best Of-Setliste bei den anstehenden Konzerten erwarten.
Heute haben die Musiker von M. WALKING ON THE WATER keinen Druck. Einer führt erfolgreich eine Werbeagentur, andere leben vom Bücher schreiben, dem Restaurieren alter Schiffe und dem Komponieren von Theatermusik. Demzufolge unterstreicht die Band: "Es geht nicht um Verträge und irgendeine Plattenpromotion, einzig um Musik und Rock und Spaß. Ein Konzert kann keine bessere Grundlage haben". Vor zwei Jahren, bei ihrem ersten Konzert im Reutlinger "Franz K", waren 130 Besucher begeistert von einem mehr als zweistündigen Auftritt, bei dem die Indie-Urgesteine sichtlich Spaß hatten. Man darf gespannt sein, was sich Markus Maria Jansen, Mike Pelzer und ihre Bandkollegen für die neue Tour haben einfallen lassen.
M. WALKING ON THE WATER
Freitag, 4. Mai, 20.30 Uhr, Reutlingen "Franz K"
Samstag, 5. Mai, 21 Uhr, Ulm "Hudson Bar".
Vorverkauf-Infos unter www.franzk.net und www.facebook.com/Hudson.Ulm/
Discografie:
M. Walking On The Water (1987), The Waltz (1988/Minialbum),
Pluto (1989), Elysian (1991), Wood (1992),
Pictures Of An Exhibitionist (1993/Minialbum), Split (1994),
La Louisianne (1995), File (1997), Flowers For The Departed (2011),
Dogma 13 (2018)
Text: Miche Hepp
Fotos: Promo, wenn nicht anders angegeben