Konzert-Review


Das Feuer brennt noch

Die legendären Mekons zeigen sich bei ihrem Tourabschluss-Konzert im Bad Saulgauer "Franziskaner" enorm gut aufgelegt

Das erste Konzert der MEKONS im "Franziskaner" liegt schon so lange zurück, dass sich nicht mal mehr "Franzis"-Wirt Hans Dangel erinnern kann, wann es genau war. Für Sally Timms, Sängerin und eines der Urgesteine der britischen Indie-Band, muss es irgendwann in den 80er-Jahren gewesen sein, dass sie diese ganz spezielle Live-Atmosphäre in der Bad Saulgauer Konzertkneipe erlebte. Die MEKONS haben in Deutschland zwar eine überschaubare, aber umso treuere Fangemeinde, und so war es keine Überraschung, dass einzelne Anhänger der Band an diesem 14. April bis aus Köln und Hamburg zum Tournee-Abschlusskonzert in die oberschwäbische Provinz anreisten.

 

Bis aus Hamburg, Köln und Zürich reisten die Fans zum Tourabschluss-Gig der Mekons im "Franziskaner" an. In der Bildmitte: Sally Timms und Jon Langford.
Bis aus Hamburg, Köln und Zürich reisten die Fans zum Tourabschluss-Gig der Mekons im "Franziskaner" an. In der Bildmitte: Sally Timms und Jon Langford.

 Die MEKONS und Bad Saulgau, das ist schon eine ganz eigene Geschichte. Die Briten scheinen sich mächtig ins hiesige Thermalwasser und in den "Franziskaner" verliebt zu haben. Jedenfalls fühlen sie sich hier so wohl, dass sie beim nächsten Mal gar nicht mehr auf Tour gehen möchten. Viel lieber würden sie in der Thermalstadt einige Tage lang kuren und abends im "Franziskaner" auftreten. "This place has heart" schwärmte Sally Timms, verzaubert von der ganz speziellen Chemie der urigen Konzertkneipe. Wer sie live erleben möchte, so die Musikerin augenzwinkernd, müsse eben nach Bad Saulgau kommen.   


 Tatsächlich schien die Band an diesem frühlingshaften Aprilsonntag eine Menge Spaß gehabt zu haben. Nachmittags wurde gebadet, abends in der mit Abstand kleinsten Location der Tournee gerockt. Im Thermalbad habe Geigerin Susie Honeyman die Orgasmus-Szene des Films "Harry und Sally" nachgespielt, wurde auf der Bühne geflunkert, um sogleich mit einem großen Schmunzeln über das Thema "Sex und Sozialismus" zu philosophieren. Die acht Musikerinnen und Musiker hatten sichtlich Spaß auf der Bühne.

Band-Urgestein: Multiinstrumentalist Rico Bell stieß bereits 1983 zu den Mekons.
Band-Urgestein: Multiinstrumentalist Rico Bell stieß bereits 1983 zu den Mekons.

 Musik wurde natürlich auch noch gemacht. Die vor 42 Jahren in Leeds gegründete Formation startet mit "Lawrence Of California" vom neuen Album "Deserted" gleich mal mit ordentlich Rock-Drive durch. Live verströmen die MEKONS allerdings nicht so sehr den Desert-Rock, der ihnen in der kalifornischen Joshua-Tree-Wüste bei der Einspielung ihres neuen Werkes gelungen ist. Obwohl alle Bandmitglieder inzwischen weltweit zerstreut leben, bleiben sie eben eine durch und durch britische Gruppe, die mit ihrem folkigen Instrumentarium immer noch eher an The Clash der "Sandinista"-Phase, die Pogues oder an die Levellers erinnert.

 Die Setliste bot an diesem Abend Songs aus allen Dekaden der MEKONS, angefangen von bandeigenen Klassikern wie "Hard To Be Human" und "Last Dance" vom 1985er-Referenzalbum "Fear And Whiskey" bis hin zu diversen Songs der aktuellen Platte. Das neue "Weimar Vending Machine" entpuppte sich als recht skurrile Geschichte über Iggy Pop, der im Berlin der 70er-Jahre an einem Automaten ein Sandwich herauslassen möchte, stattdessen aber eine Tüte Sand zieht. Ob sie wahr ist oder nicht, ließ Gitarrist und Sänger Jon Langford schmunzelnd offen.

 

 Mit dem charmanten "Millionaire", der zwingenden Antikriegs-Hymne "Thee Olde Trip To Jerusalem" und dem krachigen Gitarrenrocker "Memphis Egypt" bekam der geneigte Fan vom Besten auf die Ohren, was das Repertoire der MEKONS hergibt. Auch auf die zahlreichen Musikwechsel in der mehr als 40jährigen Bandgeschichte wurde angespielt. In der wilden, punkigen Frühphase der MEKONS soll die Zahl der Bandmitglieder zeitweise mehr als 20 betragen haben. "Here's The Mekons Tribute Band" meinte Jon Langford dann auch süffisant, bevor als Zugabe die 1978 veröffentlichte Debüt-Single "Never Been In A Riot" abgefeiert wurde. Der ebenso kantige wie fulminante Schlusspunkt eines überaus gelungenen Best Of-Sets der legendären Indierock-Band.

 

 Also liebe MEKONS, wieso eigentlich noch auf Tour gehen, wie Ihr selbst gesagt habt. Bucht beim nächsten Mal doch gleich eine Woche Kururlaub in Oberschwaben. Tagsüber im warmen Thermalwasser chillen, vor dem Essen noch eine kleine Massage und abends vollkommen entspannt losrocken im "Franziskaner". Klingt doch gut, oder?

Hallo europäische MEKONS-Fans, willkommen in Bad Saulgau!

 


Text u. Fotos: Miche Hepp